Autismus und motorische Entwicklung
Die menschliche Entwicklung
Die Entwicklung eines Neugeborenen zum Erwachsenen läuft von Natur aus in geordneten Bahnen und in einer sinnvollen und notwendigen Abfolge der Entwicklungsschritte.
Sie beginnt mit der Wahrnehmung. Entsprechend der Wahrnehmung folgen die grobmotorische und die feinmotorische Entwicklung. Das heißt, ein Neugeborenes hört, sieht, fühlt, schmeckt und riecht. Dann beginnt es langsam, sich seiner Umwelt entsprechend zu bewegen. Es hebt das Kinn und die Brust an, lernt sich zu drehen, später sitzt es, dann lernt es mit Anhalten zu stehen. Nun sollte es beginnen zu krabbeln und erst viel später zu laufen.
Diese Entwicklungsschritte sind alle von gleich großer Bedeutung und aufeinander aufbauend. Das Auslassen eines Entwicklungsschrittes hat Folgen für die gesamte Entwicklung. Dies zeigt sich später in Defiziten wie Lernschwächen, motorischer Ungeschicklichkeit, Verzögerung der Sprachentwicklung etc. Nicht zuletzt können daraus auch psychische Probleme entstehen, da man mit anderen nicht mithalten kann oder wegen eines Defizites sogar gemobbt wird. Ein geringes Selbstwertgefühl ist die mögliche Folge.
Im allgemeinen Sprachverständnis versteht man unter Defizit einen Mangel: Es fehlt etwas. Menschen mit Entwicklungsdefiziten fehlt etwas Wichtiges in ihrer bisherigen Entwicklung, in diesem Fall in der motorischen Entwicklung. Fehlendes kann aber auf- bzw. nachgeholt werden.
Autismus und die motorische Entwicklung
Kinder mit Autismus haben eine besondere Wahrnehmung, die dazu führen kann, dass bestimmte Entwicklungsschritte nicht richtig ausgeführt werden.
Sie können z. B. überempfindlich auf bestimmte Berührungsreize reagieren. Man spricht dann von einer hypersensiblen taktilen Wahrnehmung.
Ein Kind, das zu intensiv wahrnimmt, tendiert dazu, Bewegungen und Berührungen zu vermeiden. Das Verlagern des eigenen Gewichts auf Handflächen und Knie ist dann unangenehm oder gar schmerzhaft. Möglicherweise empfindet es auch den Untergrund als zu grob oder zu kalt. Das Kind überspringt dann unter Umständen den wichtigen Entwicklungsschritt des Krabbelns, der aber wiederum für die Entwicklung eines guten kreuzkoordinierten Bewegungsmusters, der Sprache, der Aufmerksamkeit, des Sehvermögens und vielem mehr notwendig ist.
Auch Besonderheiten im Gleichgewicht, im Sehen und Hören können zu motorischer Mangel- oder Fehlentwicklung führen.
Die gute Nachricht ist, man kann verabsäumte Entwicklungsschritte auch später im Erwachsenenalter noch nachholen, indem man gezielte Übungen macht und damit neue Verbindungen zwischen linker und rechter Gehirnhälfte herstellt. Man spricht auch von Bilateraler Integration.
Was ist bilaterale Integration?
Bilaterale Integration beschreibt die effiziente Zusammenarbeit der beiden Gehirnhälften. Bei einer guten bilateralen Integration arbeiten die linke und rechte Gehirnhälfte effizient zusammen. Diese Fähigkeit benötigt man z. B. um Schuhe zu binden, mit Messer und Gabel zu essen oder sicher auf einen Baum zu klettern. Dabei werden die linke und die rechte Hand gemeinsam verwendet, aber jede Hand bewegt sich anders. Bei unzureichender Zusammenarbeit entstehen Defizite.
Wie kann die bilaterale Integration gefördert werden?
Mit einfachen, aber gezielten motorischen Übungen fördert man die bilaterale Integration. Ganz besonders wichtig sind dabei Überkreuzübungen. Normalerweise lernt ein Baby im Alter von ca. 9 Monaten oder später das kreuzkoordinierte Krabbeln. Dies ist die Phase, in der die Gehirnhälften lernen zusammenzuarbeiten. Dabei lernen Kinder auch, ihre eigene Körpermittellinie zu überkreuzen, was für die meisten motorischen Fähigkeiten notwendig ist. Zum Überkreuzen der eigenen Mitte kann man sich bildlich vorstellen, man hätte eine Linie genau in der Mitte längs des Körpers, die es zu überkreuzen gilt.
Therapeutisch gesehen muss man dazu nicht auf allen Vieren am Boden krabbeln, sondern kann auch andere Übungen zur Kreuzkoordination ausführen, d.h. gezielte Bewegungen, bei der die Mittellinie des Körpers überquert wird, wie das Berühren des gegenüberliegenden Fußes.
In dem Kartenset „25 Bildkarten zur Bilateralen Integration“ werden 25 einfache und bewährte Übungen zur Entwicklungsförderung dargestellt. ISBN 978-3-200-07355-5
Preis: Euro 14,90 plus Euro 3,00 Porto
Jede der praktischen DIN-A5-Karten bietet eine detaillierte Beschreibung der Übung auf der Rückseite sowie eine Abbildung auf der Vorderseite.
Die Karten eignen sich für den Einsatz in Therapie, Schule, Kita und Alltag.
Für Menschen,
die Schwierigkeiten beim Lernen haben,
mit Verhaltensauffälligkeiten,
die ihr Leistungspotential verbessern möchten,
mit Entwicklungsverzögerungen,
mit Wahrnehmungsbesonderheiten (z. B. Autismus),
die geistigem und körperlichem Abbau vorbeugen wollen.
Die Karten sind vornehmlich für Jugendliche und Erwachsene gedacht, weshalb auf kindliche Darstellung der Übungen verzichtet wird.
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