Autismus und Probleme mit dem Wetter, den Jahreszeiten und der Natur

Es gibt Menschen im Autismus-Spektrum, die sich nur ungern im Freien aufhalten. Die Gründe dafür sind vielfältig, jedoch haben sie einen gemeinsamen Ursprung – die Wahrnehmung.

In der freien Natur strömen viele nicht kontrollierbare und oft unangenehme Reize auf den Betroffenen ein.

Die Sonne kann zu hell und zu grell sein oder gar blenden, was visuelle Überforderung verursacht. Das Licht erzeugt Schatten, die hohe Kontraste erzeugen, die visuell irritieren können. Darüber hinaus  ist Sonnenlicht mit Temperaturveränderung verbunden.

Insbesondere im Sommer kann die Hitze auf der Haut sehr unangenehm sein. Hitze, Schwitzen und das Gefühl klebender Kleidung auf der Haut sind zusätzliche Stressfaktoren, die einem hypersensiblen Menschen zusetzen und seine Energie rauben. Hinzu gesellen sich oft herumschwirrende Insekten, die oft nicht nur als lästig, sondern sogar als bedrohlich wahrgenommen werden können. Bei schönem Wetter wird es im Freien lauter, da Menschen, die sich im Garten oder auf der Terrasse aufhalten, Geräusche erzeugen. Rasenmäher, spielende Kinder, Mopeds, Vogelgezwitscher sind einige der vielen Geräuschquellen. Verschiedene Gerüche von Grillgut und Schweiß verstärken den sensorischen Input.

In freier Natur weht oft Wind, den man auf der Haut spürt, was für Betroffene unangenehm sein kann. Dieser Wind kommt unkontrollierbar und unvorhersehbar aus verschiedenen Richtungen. Wind verursacht auch verschiedene Geräusche. Einerseits hört man das Rauschen der Luft an den Ohren vorbeiziehen, andererseits hört man die Umgebung, die durch den Wind in Bewegung versetzt wird. Eben diese Bewegung stellt unter Umständen auch eine visuelle Überforderung dar. Sie verursacht visuelle Unruhe und beraubt die Betroffenen visueller Anhaltspunkte.

Regentropfen auf der Haut können unangenehm bis schmerzhaft empfunden werden. In geschlossenen Räumen kann das Geräusch des Regens hingegen als angenehm wahrgenommen werden, weil es monoton ist und helfen kann, andere Geräusche auszublenden. Wobei hingegen ein Gewitter mit Blitz und Donner aufgrund der unregelmäßigen und plötzlichen Geräusche sensorisch überfordern kann.

Ähnlich wie bei Hitze kann auch Kälte auf der Haut eine sensorische Überlastung darstellen. Das helle Weiß von Schnee blendet. Außerdem erfordert die kalte Jahreszeit das Tragen von mehr Kleidung, was auf der Haut unangenehm sein kann. Insbesondere Kopfbedeckungen und Handschuhe können eine große sensorische Belastung darstellen.

Deswegen gilt es immer zu bedenken, dass Menschen im Autismus Spektrum in der freien Natur möglicherweise zusätzlichen sensorischen Herausforderungen gegenüberstehen, die sie eventuell nicht bewältigen können.

Dies bedeutet jedoch nicht, dass jeder Spaziergang in der freien Natur vermieden werden sollte. Ein Spaziergang ohne zusätzliche Stressfaktoren wie soziale Anforderungen oder motorische Überforderung kann auch für diese Menschen im Autismus-Spektrum eine angenehme und erholsame Erfahrung sein.