Kranksein im Autismus-Spektrum

Was Kranksein für eine Person im Autismus Spektrum bedeuten kann

Niemand ist gerne krank, aber für Menschen im Autismus Spektrum kann Kranksein eine riesige Herausforderung darstellen. Warum das so ist und wie man am besten durch diese schwierige Zeit kommt, soll hier kurz und einfach erklärt werden.

Veränderte Struktur

Menschen im Autismus Spektrum haben ein starkes Bedürfnis nach Struktur und Vorhersehbarkeit, brauchen ihre Routinen und gewohnten Abläufe.

Krank sein bedeutet, dass die gewohnte Routine sich schlagartig ändert. Anstatt in den Kindergarten, die Schule oder die Arbeit zu gehen, muss man daheim, schlimmstenfalls im Bett bleiben.

Hinzu kommt der Abfall der Leistungsfähigkeit.

Dann tritt zumeist schnell der Zustand der Überforderung ein. Alles ist anders, der Körper fühlt sich anders an und die Tagesroutine fehlt.

Schmerzempfinden

Vermindertes Schmerzempfinden kann den autistischen Patienten wie auch sein Umfeld verwirren. Zuerst tut lange Zeit nichts weh, also wird der Zustand des Krankseins unterschätzt. Kann ja nicht so schlimm sein, wenn es nicht wehtut.

Wenn der Schmerz aber doch einsetzt wird, kann es sich durchaus bereits um einen Akutzustand mit dringendem Handlungsbedarf handeln.

Schmerz führt dann obendrein zu noch mehr Überforderung, Verwirrung, Verzweiflung und Hilflosigkeit. Der Patient hat Angst und leidet sehr.

Arztbesuch

Wenn es sich um mehr als nur einen Schnupfen handelt, kommt dann noch der Arztbesuch hinzu. Für viele Menschen im Autismus Spektrum ist der Besuch beim Arzt oder gar ein Aufenthalt im Krankenhaus eine ganz besondere Herausforderung – fremde Menschen, Übergriffe auf den eigenen Körper, Anforderungen, denen man nicht entsprechen kann. Es werden Fragen über das Wohlbefinden und die Beschwerden gestellt, die man nicht beantworten kann, weil der Körper Signale sendet, die nicht in Worte gefasst werden können.

Fieber

Viele Eltern kennen ihn, den rätselhaften Fieber-Effekt. Fieber scheint bei vielen Menschen im Autismus Spektrum Einfluss auf einige autistische Symptome zu haben. Beobachtet wird vor allem, dass Autisten bei Fieber zugänglicher und kommunikativer sind. Das trifft allerdings nur zu, wenn keine anderen unangenehmen Krankheitssymptome wie z.B. Schmerzen auftreten. Warum das so ist, ist bis dato nicht geklärt.

 

Tipps für den Umgang mit dem Kranksein

Regeln für den Krankheitsfall erstellen

Es ist ratsam zu versuchen, möglichst viele Routinen beizubehalten. Wo das nicht geht, können neue „Übergangs-Regeln“ helfen, etwas Struktur zu erzeugen. Sozusagen „Regeln für den Krankheitsfall“ einzuführen, kann helfen, den Tag wieder vorhersehbar zu machen und die neue Situation zu erleichtern.

Rechtzeitig auf den Besuch beim Arzt vorbereiten

Arztbesuche sollte man üben, noch bevor sie notwendig werden. Das kann durch Lesen von passenden Büchern geschehen. Oder auch durch Rollenspiele, in denen man die Situation beim Arzt genau durchgeht. Am besten ist es natürlich, mit der Person im Autismus Spektrum regelmäßig zur Kontrolle zum Arzt zu gehen. So lernen sich Patient und Arzt kennen und „beide“ verlieren die Scheu voreinander. So werden positive Erfahrungen gesammelt, Vertrauen wird hergestellt und Sicherheit erzeugt.

Dokumentation für die Zeit danach und für die nächste Erkrankung

Es ist auch hilfreich, die Zeit des Krankseins zu dokumentieren. Am besten in Wort und Bild. Das hilft der nachträglichen Verarbeitung der herausfordernden Zeit und gibt gleichzeitig Sicherheit für die bessere Bewältigung zukünftiger Erkrankungen. Man weiß dann schon, was auf einen zukommt, dass man das schaffen kann und das die Situation wieder vorübergeht.

Kranksein als Chance

Letztendlich sollte man die Situation des Krankseins auch positiv sehen und als Chance nutzen, um den Umgang mit neuen Situationen zu üben.

Kranksein gehört zum Leben und hört zum Glück ja meistens wieder auf. Dann kann mit Stolz auf diese schwierige Zeit zurückgeblickt werden.